Tierarzt München - Tierarztpraxis Dr. Claudia Möller

Kleintierpraxis
Dr. med. vet. Claudia Möller

Innere Medizin beim Haustier - Tierärztin Dr. Möller München

Ihr Internist für Hund, Katze und weitere Haustiere ...

Die Innere Medizin befasst sich mit der Vorbeugung, Diagnostik und konservativen Behandlung von Krankheiten

 

  • der Atmungsorgane (Pneumologie),
  • des Herzens und Kreislaufs (Kardiologie),
  • der Verdauungsorgane (Gastroenterologie und Hepatologie),
  • der Nieren (Nephrologie),
  • des Blutes und der blutbildenden Organe (Hämatologie),
  • des Gefäßsystems (Angiologie),
  • des Stoffwechsels und der inneren Sekretion (Endokrinologie),
  • des Immunsystems (Immunologie),
  • von Infektionskrankheiten,
  • Vergiftungen und Tumoren.

 

Innere Medizin beim Kleintier und Haustier. Beratung in der Kleintierpraxis Dr. Möller in München RamersdorfAll diese Erkrankungen sind beim Hund, bei der Katze, bei Kaninchen, Meerschweinchen und anderen kleinen Heimtieren anzutreffen.

 

Für interessierte Katzenbesitzer folgt nun als Beipiel eine ausführliche Beschreibung der Chronischen Nierenerkrankung der Katze.

 

Internist für das Haustier in München - Kleintierpraxis Dr. Möller München Ramersdorf

Die Chronische Nierenerkrankung (CNI) bei der Katze

Nierenerkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen bei Katzen. Auch wenn Tiere jeden Alters betroffen seien können, leiden vorwiegend ältere Katzen an einer Schwäche der Nieren und ihren Folgeerkrankungen. Aber es gibt gute Nachrichten: Neue Erkenntnisse, moderne Untersuchungsverfahren, speziell entwickelte Diäten und Medikamente ermöglichen diesen Katzen heutzutage ein langes Leben und bessere Lebensqualität.


Das unverzichtbare Multitalent
Über eine Millionen winziger Gefäßknäuel sorgen in den Katzennieren dafür, dass giftige Stoffwechselprodukte das Blut verlassen und über den Harn ausgeschieden werden. Somit hat die Niere als Filterorgan die wichtige Aufgabe, den Körper von Überschüssigem zu befreien, damit der Säure-Basenhaushalt nicht gestört wird, der Mineralstoffhaushalt ausgeglichen ist und der Körper in Balance bleibt. Wie ein Überlaufbecken sorgt die Niere darüber hinaus unermüdlich dafür, wie viel Wasser ausgeschieden und zurückgehalten wird, unabhängig davon, wie viel die Katze trinkt, ob sie schwitzt oder ob sie Trocken- oder Nassfutter frisst.
Weniger bekannt ist, dass die Niere nicht nur für ein Gleichgewicht des Wasserhaushaltes, der Stoffwechselprodukte und der Mineralstoffe sorgt, sondern auch für einen gleich bleibenden Blutdruck zuständig ist, und das in doppelter Hinsicht: Zum einen befindet sich in der Niere ein wichtiges hormonelles Regulationszentrum für einen konstanten systemischen, also den gesamten Körper betreffenden Blutdruck, zum anderen besitzt die Niere selbst ein autonomes Blutdrucksystem. Das ist wichtig, weil das Blut nur gereinigt werden kann, wenn es mit einem definierten Druck durch die feinen Nierengefäße gepumpt wird. Fällt oder steigt der Blutdruck, könnte zu wenig oder mit zu hohem Druck zu viel Blut hindurchfließen, so dass entweder überhaupt nicht gefiltert werden kann oder die Filter überlastet werden, weil alles hindurchgepresst wird. Diese Autonomie ermöglicht den Nieren, große Blutdruckschwankungen, wie sie beim Schock oder bei Herzproblemen auftreten können, auszugleichen.
Damit die Nieren ihrer großen Aufgabe gerecht werden zu können, spendiert das Herz mit jedem Schlag ein Viertel seiner Auswurfleistung an Blut diesen lebenswichtigen Organen, obwohl sie vom Gewicht her nur ein halbes Prozent der gesamten Körpermasse betragen. Schließlich produzieren die Nieren auch noch das wichtige Hormon „Erythropoetin", das die Bildung der für den Sauerstofftransport zuständigen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) anregt.
Die Folgen unzureichend funktionierender, weil kranker Nieren können dementsprechend vielgestaltig sein. Im Blut reichern sich schädliche Substanzen an, der Mineralstoffhaushalt wird gestört, der Wassergehalt des Körpers verändert sich, es kann zu Blutdruckproblemen und Blutarmut kommen. Zum Glück sind die Nieren in der Lage, größere Schäden lange Zeit zu kompensieren. Allerdings birgt diese Fähigkeit auch die Gefahr, dass Nierenerkrankungen erst spät erkannt werden. Das ist umso bedauerlicher, weil den Nieren, bei rechtzeitigem medizinischem Eingreifen, heutzutage gut geholfen und so das Leben einer Katze deutlich verlängert werden kann. Der Früherkennung kommt also eine besondere Bedeutung zu.


Überlebenskünstler
Dieser Aufgabe widmet sich besonders die International Renal Interest Society (IRIS), eine Vereinigung im Dienste der Erforschung von Nierenerkrankungen. Sie unterteilt die Chronische Niereninsuffizienz in vier Stadien. Dabei orientiert sie sich an der Menge der schädlichen Stoffwechselprodukte, die - statt ausgeschieden zu werden, weil die Niere nicht mehr richtig filtert - im Blut verbleiben. Es handelt sich hierbei um Harnstoff, ein Produkt aus dem Eiweißstoffwechsel und Kreatinin, ein Produkt des Muskelstoffwechsels.
Im ersten Stadium einer Niereninsuffizienz kann noch keine Erhöhung im Blut gemessen werden, da die Niere eine Schädigung ihrer Zellen bis zu 75% noch kompensieren kann. Das bedeutet: erst wenn mehr als ein Drittel aller Nierenzellen funktionsuntüchtig sind, werden im Blut erhöhte Nierenwerte gemessen.
In diesem frühen Stadium ist die Schädigung gerade eingetreten. Bewiesene und unbewiesene Schädigungen werden diskutiert. Das können Gifte (Lilien oder Frostschutzmittel), Medikamente (Entzündungshemmer oder manche Antibiotika), Niereninfektionen, Tumore (z.B. durch das Feline Leukämievirus hervorgerufen), Eiweißablagerungen (Amyloidose der Orientalen), angeborene Störungen (Nierenzysten, z.B. der Perser), schwere Durchblutungsstörungen oder Zahnprobleme sein. Ein Nachteil ist, dass dieses frühe Stadium häufig übersehen wird. Ein Vorteil besteht darin, dass dies das einzige Stadium ist, in dem, bei rechtzeitigem und gezieltem Handeln, noch eine Ausheilung möglich ist.
Möglichkeiten der Früherkennung bestehen in bildgebenden Verfahren, wie der Ultraschalluntersuchung der Nieren und vor allem in Harnuntersuchungen. Neben der Untersuchung auf Bakterien und des spezifischen Gewichts des Harns ist hier vor allem das Verhältnis zwischen Eiweiß und Kreatinin von Bedeutung. Ist die Eiweißausscheidung über den Urin erhöht, so steigt der Quotient und legt den Verdacht auf eine akute oder chronische Nierenschwäche nahe. Jetzt gilt es, die Ursache herauszufinden und zu beheben, damit weiterer Schaden für das empfindliche und lebenswichtige Nierengewebe abgewendet werden kann.

 

Schnelles Eingreifen ist erforderlich
Dieser weitere Schaden liegt in der Niere selbst begründet. Ist sie erkrankt, so schädigen die Folgen selbst die Nierenzellen, beispielsweise durch fehlerhafte Blutdruckregulation oder Verhärtung (Sklerosierung) des Gewebes. Dies geschieht ganz unabhängig von der äußeren Ursache.
Um richtig zu reagieren, sollte die Nierenfunktion der Katze, die in diesem Stadium noch ohne jegliche sichtbare Krankheitsanzeichen putzmunter wirken kann, engmaschig kontrolliert werden. Bei einer schleichenden Schädigung fällt dieses Stadium nämlich nicht auf, bei einer akuten Niereninsuffizienz hingegen, die durch starke Gifte hervorgerufen werden kann, ist die Katze appetitlos, matt, erbricht sich oder setzt keinen Urin ab. Hier gilt es gilt es die Ursache, so schnell und soweit dies möglich ist, zu behandeln. Sei es, dass im Falle einer Infektion Antibiotika gegeben werden, dass verdächtige Medikamente abgesetzt werden oder dass ein auf die Dauer die Autonomie der Nieren überfordernder Bluthochdruck behandelt wird.
Im zweiten Stadium der Chronischen Niereninsuffizienz (CNI) der Katze sind bereits leicht erhöhte Harnstoff- und Kreatininwerte (1,6 bis 2,8 Milligramm Kreatinin pro Deziliter Blut) messbar.
Auch jetzt zeigt die Katze in der Regel noch keinerlei Krankheitssymptome. Dieses Stadium kann Monate bis Jahre andauern. Das ist unter anderem davon abhängig, wie viel Zeit der Körper hat, sich an die veränderte Nierenleistung anzupassen. Selten, aber manchmal ist auch hier noch eine Behandlung der Ursache möglich, vor allem aber müssen nun die restlichen, noch funktionstüchtigen Nierenzellen durch eine spezielle Nierendiät entlastet werden.


Die Nierendiät
Nierendiäten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie etwas weniger, dafür aber sehr hochwertige Eiweiße enthalten. Das ist wichtig, weil Harnstoff ja dem Eiweißstoffwechsel entstammt. Folglich wird umso mehr Harnstoff gebildet, je mehr Eiweiß die Katze zu sich nimmt. Das wiederum überfordert die Nieren und trägt zu ihrer Verschlechterung bei. Auf der anderen Seite verlieren Katzen, die sich in Stadium drei der Nierenschwäche befinden langsam ihren Geruchs- und Geschmackssinn. Das ist auch von Menschen mit Nierenschwäche bekannt. Vom Stadium drei spricht die IRIS, wenn der Kreatininwert im Blut 2,9 bis 5 Milligramm pro Deziliter beträgt. Anfangs mag die Katze noch keine Anzeichen von Appetitlosigkeit zeigen, doch je höher der Kreatininwert klettert, desto offensichtlicher werden die Symptome. Durch die Verschiebung der Mineralstoffe und des Säure-Basenhaushaltes im Körper und die Anreicherung der harnpflichtigen Substanzen werden die Schleimhäute des Mäulchens, des Magens und des Darmes angegriffen. Das verdirbt der Katze zusätzlich den Appetit. Die Gefahr, besteht nun darin, dass die Katze langsam abmagert und dabei körpereigene Reserven abgebaut werden, was wiederum dazu führt, dass vermehrt Harnstoff anfällt. Harnstoff jedoch belastet die Nieren und sollte soweit als möglich verhindert werden. Folglich ist es enorm wichtig, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen einem ausreichenden Eiweißangebot, so dass die Katze nicht auf ihre körpereigenen Reserven zurück greifen muss, so wenig Eiweiß wie möglich, damit nicht unnötig viel belastender Harnstoff anfällt und ausreichender Schmackhaftigkeit, damit die Katze trotz Geschmacksverlustes und „Sodbrennen" genügend frisst. Das ist nur mit einer bestimmten Kombination hochwertiger Eiweiße möglich.
Ein Kernpunkt der Nierenbehandlung ist daher die Lösung des Problemes: „Wie bringe ich meine Katze dazu, zu fressen, was gut für sie ist." Es gibt einige Tipps, aber wie wir wissen, sind Katzen Indvidualisten und das Geheimrezept schlechthin gibt es nicht. Auf keinen Fall sollte eine Katze ihre Nierendiät erstmalig vorgesetzt bekommen, wenn es ihr schlecht geht oder sie in der Klinik ausharren muss. Sie assoziiert sonst ihr Unwohlsein mit dem Geruch des Futters und lehnt es ab. Häufig funktioniert das schrittweise Mischen der Nierendiät mit dem Lieblingsfutter in der häuslichen und vertrauten Umgebung. Häufig müssen mehrere Nierendiäten ausprobiert werden. Aber nicht jede Nierendiät ist in ihrer Zusammensetzung für Ihre Katze und deren derzeitige Bedürfnisse geeignet. So gibt es Nierendiäten für Früh- und fortgeschrittene Stadien der chronischen Niereninsuffizienz und es gibt viele Diäten mit Versprechungen, die nicht vom Tierarzt sind und mit nierenfreundlichen Zusammensetzungen werben. In diesen Fällen ist es ratsam - ebenso wie bei selbstgekochten Nierendiäten - Spezialisten einzuschalten und per „Diet check" eine genaue Futteranalylse erstellen zu lassen, welches Futter für Ihre Katze am besten ist. Dieser Service wird von Ernährungsinstituten angeboten und ist nicht teuer.


Wenn Katzen viel trinken
Im Verlaufe des Stadiums drei fällt den meisten Katzenhaltern auf, dass ihre Katze mehr trinkt als sonst.
Manchmal wird freudestrahlend am Behandlungstisch berichtet, dass die Katze endlich mehr Wasser aufnimmt.
Aber als Nachfahre eines Wüstentieres ist die Katze ein Harnkonzentrierer. Daher sind ihre Nieren auch relativ groß, im Vergleich zu denen des Hundes. Vermehrter Durst bei einer Katze ist also niemals Anlass zur Freude. Neben Entzündungen, der Zuckerkrankheit, Schilddrüsenproblemen oder Tumoren ist die chronische Nierenschwäche die weitaus häufigste Ursache für gesteigerten Durst bei der Katze. „Viel trinken" ist also immer ein triftiger Grund, eingehende Harn- und Blutuntersuchungen durchführen zu lassen.
Ein weiterer Vorteil von Nierendiäten besteht in ihrem etwas erniedrigten Phosphorgehalt. Phosphor spielt - zusammen mit Calcium - eine wichtige Rolle im Knochenhaushalt. Chronisch nierenkranke Katzen haben mit der Ausscheidung des Phosphors Probleme, so dass es zu Behinderungen im Knochen- und Weichteilstoffwechsel kommen kann (Hyperparathyreodismus). Es scheint so zu sein, dass Phosphor die Nieren auch zusätzlich schädigt, so dass eine an Phosphor reduzierte Diät ein wichtiger Pfeiler der Nierenbehandlung ist. Für Katzen, die keine Nierendiät akzeptieren, gibt es daher so genannte Phosphatbinder, die dem Futter zugefügt werden können. Die meisten Nierendiäten enthalten zusätzlich Omega-3-Fettsäuren, weil diese Entzündungen hemmen, sich günstig auf den Blutdruck auswirken und somit die Filterleistung der Nieren unterstützen.
Nicht selten sind chronische Nierenschwächen bei alten Katzen mit weiteren Erkrankungen verbunden. So wie bei älteren Menschen, gibt es auch unter den Katzen multimorbide Patienten, die unter mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Sehr seltene Kombinationen wie die Zuckerkrankheit und eine CNI erfordern ein fachkundiges und intensives Management. Weitaus häufiger wird die gleichzeitige Erkrankung der Nieren, der Schilddrüsen und des Herzens beobachtet.


Auf Herz und Nieren überprüfen
Wenn die Schilddrüse einer Katze erkrankt, so handelt es sich in der Regel um eine Überfunktion. Sämtliche Stoffwechselprozesse, aber auch der Blutdruck werden angeregt und laufen auf vollen Touren. Das bedeutet, dass auch das Blut mit erhöhter Kraft durch das Gefäßsystem und damit durch die Nieren gepresst wird. Wird die Schilddrüse nach erfolgter Diagnostik mit dem passenden Mittel gedrosselt, verringert sich der Blutdruck. Nun kann es passieren, dass eine zuvor maskierte Nierenschwäche im Blutbild ersichtlich wird. Bei der ersten Blutuntersuchung waren die Nierenwerte (Harnstoff und Kreatinin) normal, der Schilddrüsenwert (T4) war erhöht. Die Katze ist eventuell dünn, obwohl sie viel frisst, sie wirkt nervös, gestresst. Nun wird die Schilddrüse mit Tabletten behandelt und ihre Funktion normalisiert sich. so dass der Blutdruck sinkt. Jetzt kann es passieren, dass bei der - immer empfehlenswerten - Blutkontrolle die Nierenwerte erhöht sind. Eine schleichende Niereninsuffizienz wurde so entlarvt und sollte ebenfalls behandelt werden.
Wie wichtig regelmäßige Blutdruckkontrollen bei älteren Katzen sind, belegt die Tatsache, dass es eine alleinige Blutdruckerhöhung der Katze ohne weitere Begleiterkrankung selten gib (sie beträgt etwa nur fünfundzwanzig Prozent). In der Regel stecken andere Ursachen, wie Nierenprobleme, Herzmuskelverdickungen oder Schilddrüsenerkrankungen dahinter. Eine Herzmuskelerkrankung bei der Katze kann in ihrem völligen Ausmaß nur über einen Herzultraschall entlarvt werden. Der Herzschatten kann in einem Röntgenbild völlig normal aussehen, weil sich der Herzmuskel nach innen verdickt. Die veränderte Herzfunktion zieht früher oder später immer eine Blutdruckerkrankung nach sich, so dass nierenkranke Katzen auch wirklich immer auf „Herz und Nieren" überprüft werden sollten.
Der Bluthochdruck Hypertonie) der Katze kommt relativ häufig vor. Aus den genannten Gründen bei jeder Katze mit einem Verdacht auf Nierenprobleme regelmäßig der Blutdruck überprüft werden. Folgeschäden des Bluthochdruckes wie eine Ablösung der Netzhaut und die daraus resultierende Erblindung sind überzeugende Argumente für liebende Katzenhalter. Dass dieser gefährliche Zustand auch den Nieren irreparabel zusetzen kann, lässt sicherlich keine Zweifel über diese wichtige diagnostische Maßnahme zu. Denn: Bluthochdruck kann einerseits die Nieren unwiderruflich schädigen, anderseits kann Bluthochdruck auch ein Zeichen einer Nierenerkrankung sein.
Bei einem stark erhöhten Blutdruck können Kalzium-Kanalblocker gute Dienste leisten. Ab wann der Bluthochdruck für eine Nierenschwäche verantwortlich sein kann, wird noch diskutiert. Sicher ist jedoch, dass Bluthochdruck eine bestehende Nierenschwäche verschlimmern kann und deswegen überwacht und behandelt werden sollte.


Herzmedikamente für die Niere

Andere, weit verbreitete und gut verträgliche Mittel gegen den Bluthochdruck, die gefäßerweiternden ACE-Hemmer standen bis vor einiger Zeit in Verdacht, die Nieren zu schädigen. Das konnte den behandelnden Tierarzt von Zeit zu Zeit in ein Dilemma manövrieren. Neuere Untersuchungen belegen jedoch, dass ACE-Hemmer bereits im ersten Stadium der Chronischen Niereninsuffizienz sehr günstige Auswirkungen auf die Nierenfunktion besitzen. Sie erhalten den so wichtigen internen Blutdruck der Nieren aufrecht und verhindern ein Überschießen der Antwort erkrankter Nieren auf Veränderungen des systemischen Blutkreislaufs der Nieren.
Das bedeutet, dass ACE-Hemmer heutzutage zu den wichtigsten Medikamenten gehören, wenn bei Ihrer Katze aufgrund der Vorgeschichte, aller gesammelten Befunde und einer Erhöhung des Protein-Kreatinin-Quotienten eine Niereninsuffizienz diagnostiziert werden kann. Hier bereits setzt also die wichtigste Maßnahme ein, den Weg der Katze vom Beginn eines Nierenproblems bis zum Endstadium um Jahre zu verlängern.
Um all die Leser, bei deren Katze eine Erhöhung des Harnstoffes oder des Kreatinins festgestellt werden, zu beruhigen, sei Folgendes gesagt: Die Nierenwerte können aus vielerlei Gründen erhöht sein ohne dass eine Nierenschädigung vorliegen muss. Wenn Ihre Katzen vor der Blutentnahme eine Fleischmahlzeit zu sich genommen hat oder eine längere Fastenperiode hinter sich hat, kann der Harnstoff im Blut ansteigen. Auch wenn ihre Katze wenig getrunken hat und der Wassergehalt ihres Blutes niedrig ist (Dehydratation), können Harnstoff und Kreatinin erhöht sein. Tierärzte nennen diesen Zustand prärenale Azotämie, die Ursache liegt nicht in (renale Azotämie), sondern vor den Nieren (prärenale Azotämie). Ebenso können die Nierenwerte bei jedweder Erkrankung der harnableitenden Wege verändert sein, wenn es zu einer Abflussstörung kommt. In diesem Falle spricht man von einer postrenalen Azotämie. Blasensteine, Harnröhrenverstopfungen und ähnliche Probleme können einen Rückfluss des Harns in die Nieren bewirken und den Anteil harnpflichtiger Substanzen im Blut ansteigen lassen. Wenn diese Störungen behoben, beispielsweise die Katze infundiert oder der Harnröhrenstein entfernt wurde, dann normalisieren sich die Nierenwerte wieder und die Katze kann als geheilt angesehen werden.


Endstadium Nierenversagen
Im Verlaufe des dritten Stadiums der chronischen Niereninsuffizienz kann es zu dem als Urämie bezeichneten Symptomenkomplex einer Harnstoffvergiftung kommen. Die Katze trinkt sehr viel, ist aber dennoch ausgetrocknet. Ihre Haut klebt am Körper, das Fell ist speckig und struppig. Die Schleimhäute des Verdauungskanals sind angegriffen, so dass sie häufig erbrechen muss und häufig wendet sie sich angewidert vom dargebotenen Futter ab. Die Spielfreude und das Interesse an Geselligkeit nehmen zunehmend ab, die Katze wirkt teilnahmslos und zieht sich zurück. Häufig fällt den besorgten Katzenfreunden auch ein fader, unangenehmer Geruch aus dem Mäulchen auf. Hier nähert sich das Stadium drei bereits dem vierten Stadium.
Die Katze rutscht in ein Nierenversagen (urämisches Stadium) ab. Erkennbar ist dies dadurch, das die Katze, die zuvor große Mengen Wasser getrunken und viel Harn abgesetzt hat plötzlich überhaupt nicht mehr trinkt und keinen Harn mehr absetzt. Sie geht nicht mehr auf das Klo. Häufig sind Katzen im Stadium vier der Nierenschwäche teilnahmslos. Die harnpflichtigen Substanzen scheinen das Gehirn zu überfluten und das Bewusstsein einzudämmen.


Es gibt Hoffnung

Bevor es jedoch so weit ist, können Infusionen eine Art Dialyse ersetzen und das Blut reinigen. Im besten Falle können diese Infusionen von Tierhaltern nach Anleitung des Tierarztes für die Katze stressfrei in der häuslichen Umgebung durchgeführt werden. Wie, was und wie viel infundiert werden muss, entscheidet der Tierarzt. Ist die Katze übersäuert? Wieviel Flüssigkeit soll ihr täglich verabreicht werden und was ist die Begleittherapie? Häufig wachsen Katzenhalter über sich hinaus und schenken ihrem Liebling durch häusliche Infusionen unter die Haut noch wertvolle und lebenswerte Lebenszeit. Wie bei allen Erkrankungen bewirkt auch der Faktor Stress bei einer Katze mit Nierenschwäche häufig eine Verschlechterung der klinischen Symptome, so dass die „Pseudodialyse" in den eigenen vier Wänden unschätzbare Dienste Leisten kann.
Sollte die Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Katzenhalter und Katze gut funktionieren, so kann im Einzelfall selbst bei kritischen Fällen durch eine intensive Behandlung durch relativ schmerzfreie Infusionen, blutbildungsfördernde Injektionen (Erythropoetin) und maßgeschneiderte Ernährung noch viele, wertvolle Lebenszeit geschenkt werden.
Für Betroffene gibt es motivierende und informierende Internetseiten (www.feninecrf.info/), auf denen betroffene Katzenhalterinnen in regem Austausch stehen. Zu Guter Letzt sei betont, dass die Diagnose „Chronische Niereninsuffizienz" keinesfalls den baldigen Tod einer Katze bedeutet. Alle heutzutage verfügbaren Untersuchungs-, Kontroll- und Therapiemöglichkeiten sind mittlerweile so gut, dass eine Katze auch ohne - wie vorwiegend in den USA praktizierten - Nierentransplantationen, dennoch ein langes und glückliches Leben geniessen kann und häufig an gänzlich anderen Ursachen als an einem Nierenversagen stirbt.