Tierarzt München - Tierarztpraxis Dr. Claudia Möller

Kleintierpraxis
Dr. med. vet. Claudia Möller

Hormonstörung bei Haustieren - Tierärztin Dr. Möller München

Endokrinologie - Beratung und Therapie in München Ramersdorf

Die Endokrinologie befaßt sich mit hormonellen Störungen. Hormone sind Botenstoffe, welche alle wichtigen Vorgänge im Körper durch ein sensibles Gleichgewicht erhalten. Nicht nur sexuelle Aktivitäten, nein, auch Zu- und Abnahme des Körpergewichtes, die Bewältigung von Streß, ein gesunder Wasserhaushalt und vieles mehr werden durch Hormone gesteuert. Immer gibt es Befehlsgeber (meist Drüsen im Gehirn) und Ausführende (Drüsen in den Organen (Hoden, Eierstöcke, Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse etc.), die in engem Kontakt und immerwährendem Informationsaustausch stehen (sogenannte Regelkreise).

 

Diese Botenstoffe lassen sich im Blut messen. Nicht selten müssen zum Verständnis, für eine genaue Diagnose und um Fehlbehandungen zu vermeiden auch sogenannte Funktionstests durchgeführt werden.

Man spritzt also ein "Befehlshormon" und mißt im Blut, ob das Zielorgan "richtig" reagieren kann.

Die allgemeinen Möglichkeiten der Blutuntersuchung sind für Interessierte weiter unten aufgeführt.

 

Hormonstörungen beim Haustier München - Endokrinologie in der Kleintierpraxis Dr. Möller in München RamersdorfBedingt durch die zunehmende Lebenserwartung unserer Haustiere und zunehmendes Wissen um ihre Krankheiten (ja, nicht nur Hunde und Katzen, auch Meerschweinchen und Kaninchen können daran erkranken - und behandelt werden!) spielen hormonelle Erkrankungen eine immer größere Rolle in der Tiermedizin.

 

Sie stellen eine echte Herausforderung dar und erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Tierhalter.

Zum Glück sind hormonelle Erkrankungen jedoch zumeist gut zu behandeln.

 

Diagnose und Behandlung von Hormonstörungen beim Haustier

 

Schilddrüsenüberfunktion

 

fast aussschließlich bei älteren Katzen, Hund kaum, auch Meerschweinchen können erkrankt sein

meist durch gutartige Tumore verursacht

Nervosität, Gewichtsverlust trotz übermäßigem Appetit, aber auch Inappetenz, Herzklopfen, Durchfall

Schilddrüse oft spürbar vergrößert, Blutuntersuchungen zur Diagnosestellung und Therapiekontrolle notwendig

mit Tabletten oft gut zu behandeln, auch Schilddrüsenoperation und Radiotherapie möglich

 

Schilddrüsenunterfunktion

 

meist größere, ältere Hunde

Funktionstests notwendig für genaue Diagnose

können "Vestibulärsyndrom", eine Art "Schlaganfall" fördern

gut mit Tabletten zu behandeln

 

 

Diabetes mellitus

 

bei Hund und Katze immer häufiger vorkommend, z.T. auch bei Kaninchen

meist weibliche Hunde (müssen dann kastriert werden) betroffen

bei Katzen sehr oft männliche Tiere

kann durch Dickleibigkeit gefördert werden

erfordern Bluttsts und Blutkontollen und sehr gute Mitarbeit des Tierhalters

 

 

Cushing und Addison

Erkrankungen der Nebennieren oder ihrer übergeordneten Drüsen

betreffen den körpereigenen Kortison und Mineralkortikoidhaushalt

Cushing die häufigste endokrinologische Erkrankung bei Hunden

häufig bei kleineren, älteren Hunden, selten bei Katzen (meist weiblich)

Addison vor allem bei Hunden, selten

 

 

Störungen der Sexualhormone

 

meist durch Tumore oder Zysten der Hoden bzw. Eierstöcke hervorgerufen

bei Hund, Katze, Meerschweinchen und Kaninchen

Rüden riechen interessant für andere Rüden

Hündinnen werden nicht trächtig

Meerschweinchen verlieren Haare an den Innenschenkeln

weibliche Kaninchen werden aggressiv

 

Die Blutuntersuchung

 

Aufgaben und Eigenschaften des Blutes

Was macht Blut so besonders? Was verrät es über den Zustand des Körpers? Zum besseren Verständnis wollen wir uns dazu einmal die vielfältigen Aufgaben des Blutes vor Augen führen.


Blut durchströmt den gesamten Körper, führt ihm Nährstoffe und Sauerstoff zu, entfernt Stoffwechselprodukte und Kohlendioxid. Über das Blut finden Mineralien, Vitamine, Hormone, Botenstoffe und Enzyme ihren Weg zu ihrem Aufgabengebiet.


Eiweiße dienen als Vehikel für andere Substanzen oder kümmern sich um die Abwehr gefährlicher Eindringlinge oder entarteter Zellen. Sie schützen Stoffe davor, über die Nierenfiltration ausgeschieden zu werden und erhalten den lebenswichtigen Gefäßdruck aufrecht.
Blut kühlt und Blut dient als Wärmespeicher, damit Leben überhaupt möglich ist. Die Ernährung jeder einzelnen Zelle und alle Information, die sie braucht, um zu funktionieren - dafür sorgt das Blut. Blutplättchen dichten Verletzungen der Gefäßwände ab und Gerinnungsfaktoren sorgen für einen schnellen Verschluss der Defekte, damit der Saft des Lebens nicht verloren geht und Wunden sich wieder schließen können.


44 Prozent des Blutes besteht aus Zellen. Aufgrund ihrer Farbe können wir von einem weißen und einem roten Blutbild sprechen. Die roten Zellen - sie werden Erythrozyten genannt -enthalten einen roten Farbstoff und dienen dem Transport von Sauerstoff. Sind sie in zu geringer Anzahl vorhanden, dann sind die Schleimhäute blass. Blasse Schleimhäute können  sehr viele verschiedene Ursachen haben. Diese gilt es herauszufinden - zumal das Leben des Patienten bedroht sein kann.


Der so genannte Hämatokrit gibt Auskunft über die Anzahl der Erythrozyten, in einem Blutausstrich kann man ihre Beschaffenheit beurteilen. Wenn der Hund nun nicht gerade eine offenkundige Blutung hat, müssen weitere Untersuchungen helfen, die eine von etwa fünfzig verschiedenen möglichen Ursachen für blasse Schleimhäute herauszufinden. Blutparasiten, Autoimmunerkrankungen, Medikamente, aber auch Störungen des Knochenmarks, Infektionen, Gerinnungsstörungen und vieles mehr kommen in Betracht.


Die weißen Blutzellen, sie werden Leukozyten genannt, dienen der Abwehr. Es gibt verschiedene Typen mit verschiedenen Aufgaben. Das Verhältnis dieser Zelltypen zueinander erlaubt eine Aussage darüber, ob ein Infekt vorhanden ist, ob dieser eher bakteriell, viral oder durch Parasiten bedingt wird, wie schwer die Infektion ist und ob sie schon länger besteht. Auch Tumore können für eine Veränderung des weißen Blutbildes verantwortlich sein.


Es lebe die Abkürzung
Wer schon einmal einen Laborbefund in den Händen hielt, weiß, wovon ich spreche.
Für den Laien stehen nur eine Reihe von unverständlichen Abkürzungen darauf, gespickt mit Zahlen und Einheiten. Grob gesagt, lassen sich die Werte in Enzyme, Blutsalze, Bluteiweiße und Substrate einteilen. Die Namen der Enzyme beschreiben ihre Aufgabe und sind so lang, dass sie einfach abgekürzt werden müssen!
Die Zahlen wiederum geben ihre Konzentration im Blut an. Meist sind dahinter die Referenzwerte - also der Normalbereich - zusätzlich mit angegeben.
Es gibt eindeutige Laborwerte und solche mit nur hinweisenden Charakter, die bei vielerlei Erkrankungen verändert sein können. Das gilt zum Beispiel für die Alkalische Phosphatase.

 


Die Alkalische Phosphatase
Sie kommt in vielen Geweben vor. und erhöht sich im Blut bei der Anwendung einiger Medikamenten, die von der Leber verstoffwechselt werden. Ebenso finden sich erhöhte Blutspiegel bei Erkrankungen der Leber selbst, bei Leiden der Bauchspeicheldrüse, des Skelett, des Herzens und des Stoffwechsels allgemein. Ist dieser Wert gestiegen, so muss - eben wie bei einem Puzzelspiel - mit detektivischer Akribie anhand anderer Werte herausgefunden werden, welches Organsystem nun ein Problem hat. Daher kommt es häufig vor, dass der Tierarzt aufgrund von Hinweisen weitere, ganz gezielte Laboruntersuchungen machen möchte. Vor allem bei den Leberwerten spielen erniedrigte Werte kaum eine Rolle. Das kommt daher, dass nur bei krankhaften Prozessen Zellen geschädigt werden, was zu einer vermehrten Freisetzung der Enzyme aus den Zellen führt. Die Erhöhung der Werte im Blut gibt also Auskunft über den Grad der Gewebsschädigung.

 


Harnstoff
Er wird beim Eiweißstoffwechsel in der Leber produziert und über die Niere ausgeschieden. Ist viel Eiweiß vorhanden, zum Beispiel nach reichlich Futteraufnahme, dann steigt der Wert im Blut an. Kann die Leber nicht richtig arbeiten, weil sie krank ist, so kann sie auch keinen Harnstoff produzieren. Hier kann also ein verminderter Wert im Blut ein Zeichen für ein Leberproblem sein. Bei einer Nierenschwäche kann die Niere ihre Filterfunktion nicht mehr richtig wahrnehmen und Harnstoff zu wenig ausscheiden. Harnstoff ist dann vermehrt im Blut messbar. Hier sehen wir, warum es häufig sinnvoll ist, die Patienten vor der Blutentnahme ein wenig fasten zu lassen. Die Möglichkeit der rein fütterungsbedingten Harnstofferhöhung fällt damit schon weg. Nun bleiben noch Leber- oder Nierenstörungen. Daher bestimmt man zusätzlich weitere Leber und Nierenwerte.

 

Kreatinin
Kreatinin ist solch ein weiterer wichtiger Nierenwert. Es ist ein Produkt des Muskelstoffwechsels und wird über die Niere ausgeschieden. Kreatinin reichert sich - wie Harnstoff - bei Nierenerkrankungen im Blut an. Die Veränderung ist unabhängig von dem Fütterungszeitpunkt und daher ist Kreatinin der wichtigste Nierenwert. Eine Erniedrigung von Kreatinin kommt äußerst selten und nur bei ganz massivem Muskelabbau vor.

 


Therapiebegleitende Blutuntersuchungen
Kalium ist ein wichtiger Mineralstoff des Körpers. Es kann unter anderem bei Nierenerkrankungen oder Diabetes und erhöht sein. Bei Durchfall oder während einer Entwässerungstherapie kann es vom Körper übermäßig ausgeschwemmt werden und dann erniedrigt sein. In diesen Fällen muss es als Infusionslösung oder in Tablettenform ersetzt werden, weil es für die Herzfunktion bedeutsam ist. Hier zeigt sich, wie wichtig Kontrolluntersuchungen mancher Blutwerte begleitend zu einer Therapie sind. Aber auch das Verhältnis der Mineralstoffe zueinander kann beweisend für eine Erkrankung sein. Das Körpersalz Natrium steht im Normalfall in einem bestimmten Verhältnis zu Kalium. Wenn der Natrium-Kalium-Quotient verändert ist, kann die seltene Erkrankung „Addison" vorliegen. Es fehlt dem Hund an dem lebenserhaltenden körpereigenen Kortison, eine gefährliche Situation. Vor allem bei Arzneimittel, die lebenslänglich zugeführt werden müssen, wie Schilddrüsenhormone, Herzmedikamente oder Antiepileptika sollten regelmäßige Blutspiegelkontrollen durchgeführt werden. Die dauerhafte Gabe von Schmerzmittel erfordert eine regelmäßige Überprüfung der Nieren- und Leberwerte, weil diese Organe für die Verstoffwechselung und Ausscheidung der Medikamente verantwortlich sind und überprüft werden muss, dass keine Nebenwirkungen auftreten und dem Hund Schaden zugefügt wird. Daher ist auch der Internethandel mit Medikamenten kritisch zu bewerten. Häufig werden Medikamente ohne Kontrolluntersuchungen, die je nach Fall in ein- bis sechsmonatigen Intervallen durchgeführt werden müssen, dauerhaft über einen langen Zeitraum verabreicht. Therapiekontrollen finden nicht statt und mögliche Nebenwirkungen bleiben lange unentdeckt.

 

 

Die Enzyme der Leber
Die Messung einiger Enzyme der Leber ist fester Bestandteil einer allgemeinen Blutuntersuchung, weil die Leber das wichtigste Stoffwechselorgan ist. Neben streng leberspezifischen Enzymen (zum Beispiel die Alanin-Amino-Transferase, ALT) gibt es solche, die sowohl in der Leber als auch in anderen Organen vorkommen. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle die Alkalische Phospatase. Eine einzige Kortisoninjektion kann die AP im Blut deutlich erhöhen. Hier wird offensichtlich, wie wichtig die Begleitumstände einer Blutentnahme für die Interpretation des Untersuchungsergebnisses sind. Ob der Patient Medikamente bekommen hat, ob er zum Zeitpunkt der Blutentnahme nüchtern war, ob seine Blutfette erhöht sind und wie das Blut gewonnen und gelagert wurde,
All dies ist von Bedeutung, da es einen Einfluss auf die Blutparameter hat.
Grob gesagt muss ein Leberwert mindestens auf das Dreifache oder es müssen mindestens drei Leberwerte gleichzeitig verändert sein, damit von einem ernst zu nehmenden Leberschaden gesprochen werden kann. Vereinzelte oder nur geringfügig veränderte Werte sind noch kein Grund zur Beunruhigung.

Durch eine Schädigung, gleich welcher Art, werden die Enzyme aus den Leberzellen vermehrt freigesetzt und sind im Blut messbar. Die Frage wodurch die Leberzellen geschädigt werden, ist anhand einer Laboruntersuchung nicht zu beantworten. Jetzt sind bildgebende Untersuchungen, allen voran die Ultraschalluntersuchung gefordert. Doch auch diese können nur Strukturveränderungen der Leber erfassen. Ob es sich letztendlich um eine Leberentzündung, eine Zirrhose oder bei herdförmigen, umschriebenen Veränderungen um einen Abszess oder einen Tumor handelt, kann in vielen Fällen nur durch eine Gewebsprobe geklärt werden. Hier werden viele Tierhalter enttäuscht, die sich von der Untersuchung des Blutes eine eindeutige Diagnose erhofften.
Nicht nur Leberwerte geben Auskunft über die Funktionsfähigkeit der Leber. Auch Substanzen, die von der Leber produziert werden, wie zum Beispiel der Harnstoff oder die Bluteiweiße liefern indirekte Informationen über das Organ.

Körpereiweiße finden sich in konstanter Verteilung sowohl im Blut, als auch in der Gewebsflüssigkeit. Es gibt Albumine und Globuline, wobei bei letzteren verschiedene Fraktionen (alpha, beta, gamma) unterschieden werden. Wenn das Eiweiß vermindert ist, kann die Leber ein Problem haben oder das Eiweiß geht über den Darm oder die Nieren verloren, da diese geschädigt sind.

Infektionen haben ebenso einen Einfluss auf die Körpereiweiße. Bei der so genannten Eiweißelektrophorese werden die unterschiedlichen Körpereiweiße aufgetrennt und gemessen, so dass eine genauere Aussage möglich ist. Z

um Glück heben die meisten großen Labore die eingesandten Blutproben mindestens eine Woche auf. So kann der Tierarzt ein Standardprofil anfordern und nach Erhalt der Ergebnisse weitere Untersuchungen nachfordern. Das erspart dem Tier weitere Blutentnahmen. Die Vielzahl aller möglichen angebotenen Laboruntersuchungen erfordert ein systematisches Vorgehen, wenn gleichermaßen kostenbewusst und zielführend gearbeitet werden soll.

 


Die Blutuntersuchung beim Hund
Weil viele Hunde vor allem großwüchsiger Rassen im fortgeschrittenen Alter häufig an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden ist die routinemäßige Untersuchung des Blutes ab etwa sieben Jahren sinnvoll. Aber Vorsicht! Nicht jeder Hund mit einem erniedrigten Schilddrüsenwert leidet unter einer Schilddrüsenunterfunktion und nicht jeder Hund mit normalen Werten ist auch gesund. Sowohl einige Medikamente wie auch bestimmte andere Erkrankungen können das T4, den in so genannten Screeningtests gemessenen Schilddrüsenwert beeinflussen. Im Zweifelsfalle gibt es zur Überprüfung spezielle - und meist auch teurere - Verfahren (zum Beispiel die T4-Messung im Dialyseverfahren) die über den tatsächlichen und unbeeinflussten Zustand der Schilddrüse exakte Auskunft geben. Ein älterer Hund, der seit geraumer Zeit immer träger und dicker wird und schuppiges Fell hat, also alle klinischen Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion, und dessen T4 erniedrigt ist, kann sicherlich gleich mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Aber ein Hund, der keinerlei Anzeichen dieser Erkrankung hat, aber ein erniedrigtes T4 aufweist, sollte in einem zweiten Verfahren untersucht werden. Schließlich behandeln wir Patienten und keine Laborwerte!
Neben Schilddrüsenerkrankungen sind der Diabetes, die Zuckerkrankheit und der Cushing, eine Erkrankung der Nebenniere, bei der es zu einer vermehrten Ausschüttung des körpereigenen Kortisons kommt, die häufigsten hormonellen Störungen bei Hunden.
Die Zuckerkrankheit ist einfach zu erkennen. Der Glucosewert gibt den aktuellen Blutzuckerspiegel wieder, das Fruktosamin verrät uns, wie der Blutzucker in den vergangenen zwei bis drei Wochen war. Sind beide Werte erhöht, ist der Fall klar und es kann mit der leider nicht ganz so unkomplizierten Therapie angefangen werden.
Für die Diagnose des Cushings aber sind Funktionstests erforderlich. Weil die Kortisonproduktion großen Schwankungen ausgesetzt ist, macht die Messung des körpereigenen Kortisons als Einzelwert wenig Sinn. Bei einem Funktionstest wird gemessen, wie die Drüsenproduktion auf zuvor injizierte Mittel reagiert. Funktionstests werden in der Medizin häufig eingesetzt und machen sich das Zusammenwirken über- und untergeordneter Drüsen und ihrer Regelkreise zunutze. Dem Hund wird Blut abgenommen, danach Kortison gespritzt und nach vier und acht Stunden werden erneute Blutproben genommen. Mit der ersten Probe, dem Nullwert, hat der Untersucher nun eine Referenz und kann aus dem Testergebnis ableiten, ob ein Cushing vorliegt oder nicht.

 


Blutuntersuchungen bei Infektionskrankheiten des Hundes
Bei unklaren und unspezifischen Symptomen wie Appetitlosigkeit und Mattigkeit muss immer auch das Vorliegen einer Infektion in Betracht gezogen werden. Ein Blutbild, das sich in jeder Praxis anfertigen lässt, liefert erste Hinweise. Bei bakteriellen Infektionen sind häufig die Leukozyten erhöht, die Lymphozyten vermindert. Umgekehrt verhält es sich in vielen Fällen bei viralen Infektionen. Hier sind die Lymphozyten erhöht und die Leukozyten vermindert. Diese Veränderungen sind unspezifisch und liefern noch keinen Hinweis auf den Erreger. Um diesen zu identifizieren sind spezielle Untersuchungen notwendig, die nur in externen Labors durchgeführt werden. Liegt bei einem Hund der Verdacht auf Staupe vor, dann kann sein Blut auf Antikörper gegen das Staupevirus getestet werden. Ist der Hund allerdings schon einmal gegen Staupe geimpft worden, dann hat er in jedem Falle Antikörper und die Messung macht wenig Sinn. Wir dürfen nicht vergessen, dass keine Impfung einen hundertprozentigen Schutz liefert und auch Erkrankungen ausbrechen können, gegen die geimpft wurde. War der Hund zum Zeitpunkt der Impfung beispielsweise nicht ganz gesund und damit nicht immunkompetent, dann konnte sein Körper keine ausreichende Immunantwort liefern. Wir haben nun also einen Patienten, der gegen die Staupe zwar geimpft wurde, dennoch aber alle klinischen Anzeichen der Erkrankung zeigt. Nun können aus Sekreten (wenn der Hund Nasenausfluß, tränende Augen oder Husten zeigt) oder aus dem Liquor (beim Vorliegen neurologischer Symptome) Proben gewonnen werden, aus denen versucht wird, das Virusgenom zu vervielfältigen und damit nachzuweisen. Diese Methode nennen wir Polymerase Chain Reaktion, kurz: PCR. Der Tollwut-Antikörperspiegel, auch Titer genannt wird allerdings bei geimpften Hunden zum Nachweis einer erfolgreichen Impfung von Deutschland bei der Einreise aus Ländern mit besehendem Tollwutvorkommen verlangt. Etwas kompliziert verhält es sich mit der Borreliose, einer durch Zecken übertragenen Erkrankung, bei der Gelenke und Nieren geschädigt werden. Während der Mensch in den meisten Fällen nach Kontakt mit Borrelien erkrankt, gibt es viele Hunde, die zwar mit Borrelien in Berührung kamen, aber dadurch keine Probleme bekommen. Daher kann bei einem lahmenden Hund, der auch mal eine Zecke hatte und einen Antikörperspiegel gegen Borrelien aufweist noch lange nicht behauptet werden, er leide an Borreliose. Erst nach Messung so genannter schneller und langsamer Immunglobuline (IgG und IgM), Verlaufsuntersuchungen des Titers, röntgenologischem Ausschluss anderer Ursachen und dem Ansprechen auf eine spezielle Borreliosetherapie, kann im Nachhinein der Rückschluss gezogen werden, dass der Hund an Borreliose litt.
Andere durch Insekten übertragene Krankheiten sind dagegen einfacher zu diagnostizieren. Dazu gehören Blutparasiten wie Babesien oder Ehrlichien. Im akuten Stadium können diese Erreger lichtmikroskopisch in einem Blutausstrich oder mittels PCR nachgewiesen werden. Ein Antikörpertiter ist dagegen erst nach zwei bis drei Wochen im Blut messbar.
Auch und gerade bei Infektionserkrankungen zeigt sich, dass eine Blutuntersuchung immer nur eine Momentaufnahme ist.

 

 

 

Blutuntersuchungen bei der Katze

Das Fruktosamin
Dieser Wert gibt den Blutzuckerspiegel der letzten 1 bis 3 Wochen an und kann damit bei der Unterscheidung zwischen stressbedingtem erhöhtem Blutzucker und echtem Diabetes mellitus behilflich sein. Viele Katzen regen sich bei der Blutentnahme so auf, dass ihr Blutzucker, die Glucose, deutlich erhöht ist. Nun darf der Tierarzt daraufhin nicht auf einen Diabetes schließen. In der Regel normalisiert sich der Blutzucker nach dem Stress ganz schnell und war nur eine sinnvolle Maßnahme der Natur, bei Gefahr schnell verfügbare Energie bereitzustellen. Im Zweifelsfall bestimmt er das Fruktosamin. Erst wenn der Wert auch erhöht ist, weiß er, dass er es mit einem echtem Diabetes zu tun hat, denn die Katze hatte in den ganzen vergangenen Wochen auch ohne Stress einen erhöhten Blutzucker.

 

 

Infektionenerkrankungen der Katze
Blutuntersuchungen auf Erreger nehmen in der Katzenmedizin eine Sonderstellung ein.
Nun könnte man meinen, dies sei kein großes Problem, ist es aber! Manche Erreger, wie das feline Leukämievirus (FeLV) oder das Immunschwächevirus der Katzen (FIV) sind leicht im Blut zu identifizieren. Es besteht jedoch immer ein Restrisiko, dass der Test so kurz nach der Ansteckung durchgeführt wurde, dass noch nichts messbar wird. Zudem können Impfungen das Ergebnis verfälschen (seit der Einführung der FIV-Impfung ist dies in den USA ein Problem). Manchmal können Kreuzreaktionen zwischen verwandten Erregern stören. Ein typisches Beispiel sind hier Coronaviren. Diese Erreger verursachen einen zumeist harmlosen Durchfall. Etwa die Hälfte aller Katzen hat im Laufe ihres Lebens einmal Kontakt mit diesem Virus. Bei einem sehr geringen Bruchteil der Katzen aber verändert sich (mutiert) das Virus im Körper und führt zu der gefürchteten „ansteckenden Bauchfellentzündung der Katze", auch als FIP bekannt. Kein Test kann die harmlosen Durchfallerreger von dem bösartigen Virus unterscheiden. Die Diagnose der FIP, einer genau genommen „nicht ansteckenden Infektionskrankheit" (die Mutation findet IM Körper der Katze statt) kann daher recht schwierig sein. Im anderen Fällen (z.B. bei Toxoplasmose) bedarf es mehrerer Blutproben in bestimmten Abständen um unterscheiden zu können, ob die Katze früher einmal Kontakt mit dem Erreger hatte ohne zu erkranken oder ob ihre jetzige Erkrankung durch diese Erreger verursacht wird. „Schnelle" (Immunglobulin M) und „langsame" (Immunglobulin G) Antikörper im Blut spielen hierbei eine große Rolle.

 

 

Chancen und Grenzen der Blutuntersuchung
Natürlich gibt es auch Krankheiten, für deren Diagnose eine Blutuntersuchung nicht sehr aufschlussreich ist. Dazu gehören Tumore.
Für das Vorliegen einer Krebserkrankung kann das Blut zwar Hinweise geben, wie zum Beispiel eine Erhöhung von Kalzium, einen erniedrigten Blutzuckerspiegel, hohe Leberwerte oder veränderte Blutzellen im Ausstrich, dennoch sind aber bildgebende Verfahren wie Röntgen und Ultraschall hier das Mittel der Wahl und nur eine Gewebsuntersuchung ist beweisend. Auch wenn die Blutuntersuchung in diesen Fällen nicht immer konkrete Hinweise gibt, so wird sie doch häufig zum Ausschluss anderer möglicher Erkrankungen benötigt, damit eine Diagnosefindung und auch eine Vorhersage über den Krankheitsverlauf überhaupt erst möglich werden.

Nie vergessen werden darf die Tatsache, dass auch zwei oder mehrere Erkrankungen gleichzeitig vorliegen können. Das sollte vor Therapiebeginn alles abgeklärt werden.
Von unersetzbarem Wert sind die neuen Gentests. Sie erlauben konkrete Aussagen über die Vererbbarkeit schwerer Erkrankungen. Diese Tests sind in ihrer Aussagekraft eindeutig und anderen Untersuchungsmethoden überlegen. Und weil in den letzten Jahren immer mehr als erblich erkannte Erkrankungen auftauchen, gibt es auch immer mehr genetische Testverfahren. Dazu gehören die Progressive Retinaatrophie, eine Netzhauterkrankung, Gerinnungsstörungen oder die genetische Prädisposition für Arzneimittelnebenwirkungen.
Und dies ist sicher erst der Anfang. Ob Gen- oder Funktionstest, vor allem auf dem Gebiet der Früherkennung wird es sicherlich noch viele Neuerungen geben, die alle eines zum Ziel haben: Krankheiten zu verhüten oder - wo dies nicht möglich ist - rechtzeitig zu erkennen, damit Leid verhindert werden kann.