Tierarzt München - Tierarztpraxis Dr. Claudia Möller

Kleintierpraxis
Dr. med. vet. Claudia Möller

Verhaltensberatung für Haustierbesitzer - Dr. Möller München

Verhaltensstörungen - Wie entstehen sie, was kann ich machen?

Unsere Praxis ist keine Praxis für Verhaltenskunde, jedoch konnte ich während meiner über zwanzigjährigen Tätigkeit als Tierärztin und im engen Zusammenleben mit meinen eigenen Tieren sehr viel Erfahrung sammeln.

Wenn Sie bei Ihrem Tier eine Verhaltensstörung bemerken oder vermuten, so gilt es als erstes, eine organische Ursache für dieses Verhalten auszuschließen.

 

So können Gehirnerkrankungen Angst und Aggression auslösen oder Schmerzen zu Aggression oder Apathie führen. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann bei Katzen zu Übererregbarkeit und Ängstlichkeit führen, bei Hunden können Unterfunktionen Verhaltensänderungen hervorrufen. Blasenprobleme verursachen eventuell Unsauberkeit oder eine plötzliche Taubheit oder Erblindung führen zu Verhaltensänderungen.

 

Kommen körperliche Ursachen nicht in Betracht, so gibt es in München zahlreiche Verhaltenstherapeuten, die sich dieses Problems annehmen. Wir beraten Sie gerne in diesen Dingen.

 

Verhaltensberatung für mein Haustier in München Ramersdorf - Kleintierpraxis Dr. Möller-Manchmal genügen jedoch auch kleine Veränderungen, sanfte Beruhigungsmittel oder Umstellungen im Lebensumfeld der Tiere, um das Problem anzugehen.

 

Immer wieder wichtige Themen in unserer Praxis sind:

 

  • löst eine Kastration des Rüden das Problem?
  • wie finde und integriere ich ein passendes Tier in die bestehende Gemeinschaft (Katzen, Heimtiere)?
  • wie löse ich bestehende Spannungen in meinem Mehrkatzenhaushalt auf?
  • Trennungsangst beim Hund
  • Unsauberkeit der Katze
  • Beratung bei Verhaltensstörungen vom Haustier in München Ramersdorf - Kleintierpraxis Dr. Möller.ängstliches Verhalten wenig sozialisierter Hunde/ Hunde aus dem Ausland
  • wie finde ich die richtige Welpenspielstunde
  • wie löse ich plötzlich aufgetretene Aggressionen in meiner Heimtiergruppe auf
  • soll ich eine 2. Katze holen, obwohl meine Wohnung nicht so groß ist, weil ich ganztägig berufstätig bin

 

Im Anschluß finden Sie zwei Artikel. Der erste beschäftigt sich mit Möglichkeiten, bei Katzen Langeweile und Spannungen abzubauen. Man nennt dies "Active feeding".

 

Der zweite Artikel ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein und das selbe Verhalten (Pica), die Aufnahme von an sich ungenießbaren Dingen, sowohl psychische als auch physische Ursachen haben kann.

 

 

Spiel, Spaß und Spannung - Ein "Überraschungsei" für Katzen

Eine Frage der Perspektive - verhaltensgestört oder störendes Verhalten
Seltsamerweise häufen sich ähnlich gelagerte Fälle in der Praxis immer wieder. Viele Kollegen kennen wie ich die unerklärliche Tatsache, dass in bestimmten Zeiträumen Krankheiten gehäuft auftreten. Das ist nicht nur bei Schnupfen oder Blasenentzündung so, denn dann wäre das vermehrte Auftreten spezieller Erkrankungen ja noch plausibel und leicht auf das Wetter zu schieben. Nein, es gibt nicht nur die Grippewelle, es gibt auch eine „Humpelwelle", eine „Abszesswelle" oder eine „Unsauberkeitswelle".
Ein gemeinsamer Nenner ist in solchen Fällen nicht zu finden und es bleibt nur erstaunte Ahnungslosigkeit, welch unergründliche Gesetze unser Leben beherrschen.
Eine solche „Unsauberkeitswelle" hatte ich vor etwa zwei Monaten. Ich muss ehrlich gestehen, dass es zeitweise ein wenig anstrengend war und ich hoffte, diese Phase würde bald vorbei sein. Wenn man bedenkt, dass Unsauberkeit - zumindest bei Katzen in den USA - eine der häufigsten Gründe für Einschläferungen sind, kann man ermessen, dass dies Problem häufig nicht leicht zu beheben ist. Welch Freude für den Tierarzt, wenn er eine Blasenentzündung als Ursache ausmachen kann. Diese ist im Allgemeinen gut behandelbar und das Problem der Unsauberkeit verschwindet, sobald Heilung eintritt. Bei Harnsteinen ist es ähnlich, immerhin wird eine körperliche Ursache für die Unsauberkeit gefunden. Auch wenn die Therapie manchmal etwas langwierig und aufwendig ist, man kann etwas tun und das ist viel wert. Ich finde es ja auch immer wieder faszinierend, wie unsere Stubentiger es verstehen, uns mitzuteilen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
Schwieriger wird es hingegen, wenn alle Untersuchungen negativ verlaufen und sich der Verdacht erhärtet, dass die Katze deshalb unsauber ist, weil sie unglücklich ist. Das wirft viele Probleme auf! Sind zu wenige Toiletten da, will oder kann der Besitzer das häufig nicht ändern. Oder er gibt dem Tier und auch dem Tierarzt noch „eine Chance" dann muss die Katze weg, denn er möchte kein neues Sofa kaufen müssen. Die eine Katze möchte unbedingt hinaus, lebt aber leider im achten Stock. Die nächste ist sensibel und leidet, weil sie ständig von ihren Mitkatzen unterdrückt wird. Wie sollen diese Probleme in einer normalen Sprechstunde gelöst werden? Verhaltensspezialisten werden leider nicht so häufig aufgesucht, wie empfohlen und die Kompromissbereitschaft von Mensch und Tier zu fördern, ist kein leichtes Unterfangen.

 

Arbeitslose Katzen
Wieder einmal mit mehreren solchen Fällen auf einmal konfrontiert, rief ich die österreichische Kollegin und Katzenexpertin Sabine Schroll an. Vielleicht haben Sie ihr Buch „Mietz, Mietz - na komm" gelesen. Während unseres Gespräches machte sie mich auf eine von ihr weiter entwickelte Form des Futterballes, den Pipolino aufmerksam (www.pipolino.eu). Die Plastikkonstruktion hat unterschiedlich große Löcher, aus denen - je nach Größe - mehr oder weniger Futterkroketten herausfallen, wenn die Katze damit spielt. Dadurch kann der Katzenhalter bestimmen, wie leicht sein Stubentiger an die „Beute" kommt.
Nachdem Frau Schroll mir erzählte, wie begeistert viele Katzen mit dem Ding spielen würden und ich drei Samtexemplare zu Hause habe, wobei ich ständig unter dem schlechten Gewissen leide, zu wenig Zeit für sie zu haben, war klar: das probiere ich aus! Ich wollte den Pipolino testen, um ihn eventuell an Kunden weiter zu empfehlen, die entweder eine zu dicke Katze haben oder bei denen innerartliche Spannungen oder Langeweile zu Verhaltensproblemen führen. Genau betrachtet ist es ja auch sehr unnatürlich, dass eine Katze zwei Mal täglich einen gefüllten Napf vor sich hat ohne etwas dafür zu tun. Viel artgemäßer erscheint es mir da, wenn das Jagdtier Katze mehrmals täglich (entsprechend den zehn bis zwanzig Mäusen, die sie fangen müsste, wäre sie auf sich allein gestellt) hangelt, schiebt, lauert und hascht, um für ihre Mühe mit einem Bissen belohnt zu werden. Wenn für uns Menschen bekanntermaßen Erfolgserlebnisse wichtig sind, um glücklich zu sein, warum soll das bei Katzen anders sein?
Ich wartete bis zum Wochenende und freute mich mit diebischem Vergnügen darauf, ihnen eine Aufgabe zu stellen, bei der sie sich ihr Futter erst erarbeiten müssen. Zuvor mussten wir jedoch gemeinsam ertragen, dass sie einen Tag knallhart rationiert wurden, damit der Hunger ihr Lehrmeister sei. Es kam, wie ich dachte: Puma und ihre Schwester Alea, zwei Teenager mit unbezähmbarer Neugierde und nie enden wollendem Spieltrieb hatten im Nu den Bogen raus und tapsten nur zwei drei Mal gegen das lecker befüllte und duftende Ding, schon sprangen die ersten Bröckchen raus. Puma rollte, Alea fraß. Dise Arbeitsteilung hatte sich bei beiden bisher immer bewährt, Puma traute sich und Alea nutzte die Vorteile.


Aller Anfang ist schwer
Doch mein armer kleiner Floh! Mein Katzenkumpel seit vielen Jahren. Hungrig schlich er um die leeren Näpfe, miaute kläglich und sah mich fragend an. Neben ihm, kaum einen Meter entfernt, schoben, rollten und fraßen die kleinen Spanierinnen orientalischer Herkunft, was das Zeug hielt. Floh sah zu, verstand jedoch nicht. Dem Hersteller zufolge, soll der Mensch hier nicht eingreifen, Katze muss selbst herausfinden, wie es funktioniert. Nachdem ich verdaut hatte, dass mein siebenjähriger Schwarz-weißer auch nach drei Stunden intensiven Beobachtens noch nicht den Dreh raus hatte, verlor ich meine Beherrschung, nahm sein Pfötchen und stubste es gegen den Pipolino. Aber wir hatten wirklich Pech. Selbst wenn sich das Ding bewegte, fiel entweder gar nichts herraus oder die Kroketten kullerten auf der gegenüberliegenden Seite heraus, so dass die Mädels es schnell wegfutterten und Floh um den Belohnungshappen brachten. Ich schildere dies hier nur so ausführlich, weil Bekannte, denen ich den Pipolino mitbrachte, bei ihren älteren Katzen häufig bald die Geduld verloren. Es ist nur ganz natürlich, dass eine Katze, die jahrelang ihr Futter sprichwörtlich auf dem Tablett serviert bekam und es nicht anders kennt, nun länger braucht, um umzudenken. Wenn sie es dann aber geschafft hat, welch Freude für Vier- und Zweibeiner. Eines Morgens, nach etwa fünft Tagen, in denen Floh kein Trockenfutter, aber wie üblich zwei Mal täglich etwas Nassfutter bekommen hatte, sah ich ihn ganz vertieft und unermüdlich mit dem Pipolino spielen. Seine beiden Gefährtinnen beobachteten Floh dabei, so dass für alle etwas geboten war. Er wirkte sehr zufrieden, man kennt sich ja nach all den Jahren, und es schien ihm wirklich viel Spaß zu machen. Seit jenem Tag bekommen meine Katzen ihr Trockenfutter nur noch über den Pipolino. Natürlich lassen sie von dem Futterball ab, sobald ein- bis zwei Mal täglich der holde Klang einer sich öffnenden Dose zu vernehmen ist und rasen in gestrecktem Galopp in die Küche. Ansonsten aber scheinen sie den lustigen Futterspender zu lieben.

 

Lust statt Frust
Ein kleiner Nachteil ist meines Erachtens, dass es doch ein wenig bröselt, auch wenn die Werbung hier etwas anderes verspricht. Vielleicht nehme ich aber auch nicht das hierfür ideale Trockenfutter und es gibt da Unterschiede. Nun werden meine Füße auf dem Weg vom Schlafzimmer in die Küche nicht nur mit Katzenstreu sondern auch mit Trockenfutterbrösel paniert. Aber eigentlich spielt das sowieso keine Rolle, da ich ohnehin fast täglich Staub saugen muss. Die Freude, die es einem bereitet, den Katzen bei der Futterbeschaffung zuzusehen, ist es allemal wert. Ganz zu schweigen von dem therapeutischen Wert, den diese „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" zweifelsfrei hat. Vor allem Wohnungskatzen leben teilweise in reizarmen Verhältnissen. Ihre beeindruckenden körperlichen Fähigkeiten, die scharfen Sinnesleistungen, ihre blitzschnelle Reaktionsfähigkeit und der geschmeidige Körper werden kaum gefordert und verkümmern. Dickleibigkeit, Frustessen, Trägheit können die Folge sein. Vor allem Berufstätige können mit dieser Art der Fütterung ohne großen Zusatzaufwand ein wenig Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes in das Leben ihrer Katze bringen. Aber auch Spannungen, wie sie häufig bei Katzenpaaren mit unterschiedlichem Aktivitätslevel oder Selbstbewusstsein anzutreffen sind, können gemildert werden. Vor allem in jenen Fällen, bei denen ich der Unsauberkeit der Katze aufgrund mangelnder Möglichkeiten, die Lebensumstände zu ändern, wie es eigentlich dringend erforderlich gewesen wäre, relativ machtlos gegenüber stand, habe ich nun wenigstens die Möglichkeit eine Empfehlung auszusprechen und ein ganz klein wenig zu bewirken. Die Wohnungskatze mit dem Drang hinauszugehen, kann abgelenkt werden. Der dicke Kater, der zu Harngries und Unsauberkeit neigt, bekommt mehr Bewegung, eine bessere Figur und ist somit besser vor einem Rückfall geschützt. Der junge Kater hat eine Beschäftigung und bedrängt nun weniger die ältere Katzendame, ihre Unsauberkeit bessert sich. Natürlich ist auch der Pipolino kein Allheilmittel. Aber er ist ein Werkzeug, die Lebensumstände der Katze etwas spannender zu gestalten und sie ein klein wenig glücklicher und ausgeglichener zu machen.

 

Seltsame Gelüste

Geheimnisvoll und ungeklärt sind immer noch viele Verhaltensweisen unserer Katzen. Plötzlich ändern sie ihr Gewohnheiten und der Mensch fängt an zu grübeln und sich den Kopf zu zerbrechen, was das nun zu bedeuten hat. So geht es auch den Tierhalter, deren Katze plötzlich Geschmack an der Toiletteneinstreu findet. Sollten Sie Ihre Katze bei dieser Eigentümlichkeit erwischen, dann gehen Sie am besten zu Ihrer Tierärztin, denn leider handelt es sich dabei selten um eine kleine Macke. Es sind fast immer gesundheitliche Probleme für das Fressen von Katzenstreu verantwortlich und manchmal kann es auch zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

 

Katzenstreu und andere Spezialitäten
Katzen sind ja gemeinhin dafür bekannt, dass sie freiwillig nichts schlucken, was sie nicht zu ihrem - häufig sehr individuellen - Speiseplan zählen. Bald jeder liebende Tierfreund, der seine Katze schon einmal zur Tabletteneinnahme überreden musste weiß ein (Klage-) lied davon zu singen. Dennoch gibt es auch bei Katzen zuweilen eine seltsame Eigenart, die wenig schmeichelhaft als „widernatürliche Fresslust" bezeichnet wird.
Hierzu zählt das Wollefressen der siamesischen Katzen und ihrer nahen Verwandten der Burmesen und Himalaya. Es scheint genetisch verankert zu sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass einzelne Exemplare vor allem dieser Rasse Wolle und andere Textilien als attraktive Nahrungsergänzung betrachten. Nichts, was auch nur im Entferntesten gewebt, gehäkelt oder gestrickt werden kann, ist vor ihren gierigen Mäulchen sicher. Weil die genaue Ursache für diesen extravaganten Geschmack noch nicht herausgefunden wurde, rief die Cornelluniversität vor einigen Jahren betroffene Katzenhalter zur Teilnahme an einer Studie auf. Vermutlich handelt es sich um eine psychische Störung der obsessiv-kompulsiven Art, gefördert durch zu frühes Absetzen der Katzenbabys von der Mutter sowie anderweitige frühkindliche Störungen.


Die widernatürliche Fresslust
Darüber hinaus wurden Katzen aber auch bei der Aufnahme von Erde, Plastik und anderem Ungenießbaren beobachtet. Im extremsten und wohl auch grausamsten Falle geht eine Katze soweit, sich selber aufzufressen. So etwa nachzulesen in einem Obduktionsbericht. Dort wurde im Magen einer Katze ihr eigener Schwanz gefunden. Diese Katze wurde wegen hochgradiger Aggressivität und einer schweren Nierenerkrankung eingeschläfert. Es musste davon ausgegangen werden, dass die Nierenerkrankung zu einer Schädigung des Gehirns führte, so dass die Katze mit massiver Aggressivität - sogar sich selbst gegenüber - reagierte.
Wie auch in diesem Falle sind abnorme Fressattacken häufig auf gehirnorganische Ursachen zurück zu führen, wie beispielsweise die Epilepsie oder Gehirntumore.
Essstörungen sind sowohl beim Menschen als auch in der Tierwelt bekannt und können die seltsamsten Formen annehmen. Es werden an sich ungenießbare Dinge verzehrt, die weder nahrhaft, noch als Lebensmittel tauglich sind. Diese Essstörungen können in drei Grundformen eingeteilt werden. So wie manche Naturvölker eisenhaltige Gegenstände zu sich nehmen oder Erde essen, um Mangelsituationen auszugleichen, nehmen auch Tiere zuweilen beispielsweise kalk- oder eisenhaltige Dinge auf. In diesem Falle kann noch nicht von „widernatürlicher Fresslust" gesprochen werden. Daneben gibt es aber auch psychische Störungen, die zu seltsamen Fressgewohnheiten führen können sowie organische Beschwerden, die die Aufnahme der unterschiedlichsten ungenießbaren Dinge auslösen.
Eine häufigere Sonderform der als „Pica" oder auch „Allotriophagie" bezeichneten Essstörung ist die Aufnahme von Katzenstreu. Sie soll im Folgenden etwas näher beleuchtet werden. Ihre Ursachen können harmlos, aber auch ernsterer Natur sein.
Nicht selten kann dieses Verhalten auch gesundheitliche Störungen verursachen.


Neugierige Katzenkinder naschen gerne
Allerdings ist „Pica" nicht immer krankhaft. Junge Kätzchen erkunden, wie Menschenbabys auch, ihre Welt mitunter mit dem Mäulchen. Schließlich muss ja erst gelernt werden, was genießbar ist und was nicht. Woher soll das kleine Fellknäuel denn wissen, ob der Sand in der Toilette nicht nur lustig zum Spielen und Wälzen ist, sondern auch noch köstlich schmeckt?
Nun ist Toilettenstreu ja nicht gerade besonders freundlich zu Magen und Darm. Mineralische Katzenstreu, die vorwiegend eingesetzt wird, besteht aus Bentonit, Alganit und anderen diversen Tonen. Aufgelöst ergeben diese häufig eine schleimige Substanz, so dass der Verdacht Nahe liegt, dass Katzen mit Verdauungsbeschwerden den Sand instinktiv im Sinne einer „Heilerdekur" einsetzen könnten. Klumpenbildende Katzenstreu kann allerdings sehr stark quellen und zu schweren Verstopfungen des Magen-Darmkanals führen. Daneben werden Holz und Pflanzenfasern zu Katzenstreu verarbeitet. Katzen akzeptieren diese Materialien häufig weniger gut als Einstreu. Es wurde jedoch schon beobachtet, dass sie auch diese Streu fressen.
Daher empfiehlt Harald Fuchs die Katzenstreu für kleine Kätzchen bis zum Alter von etwa zwölf Wochen daraufhin zu testen, ob sie im Darm größeren Schaden anrichten kann. Dazu soll ein wenig von der Katzenstreu in ein Glas Wasser gegeben werden. Löst sich die Streu leicht und gut, so ist sie gesundheitlich weniger bedenklich. Bleiben grobe Teile oder klumpige Rückstände im Glas, so ist von dieser Streu für Katzenkinder abzuraten.
Wenn erwachsene Katzen plötzlich damit anfangen, ihre Katzenstreu zu fressen, so ist dies kein Spieltrieb oder Erkundungsverhalten, sondern immer ein Alarmzeichen und es sind vorwiegend gesundheitliche Probleme, die die Katze dazu veranlassen, den Sand aus der Toilette zu fressen.

 

Heißhunger auf Katzensand bei erwachsenen Katzen
Sam, ein dreizehnjähriger, ansonsten munterer und fröhlicher Kater, stürzte sich urplötzlich auf seine Streu und war ganz versessen darauf sie zu fressen. Seine Halterin hatte den Kater von klein auf und nie in seinem Leben hatte er sich, außer zur Verrichtung seines Geschäftes für die Einstreu sonderlich interessiert. Überrascht und besorgt versuchte die Besitzerin alles, um Sam von seiner neuen „Sucht" abzuhalten. Sie wechselte die Einstreu von einem Produkt zum nächsten. Aber Sam fraß wahllos alles, was sich in seiner Toilette befand. Selbst Bioprodukte und Pellets schluckte er hinunter. Verzweifelt bot sie Sam Katzengras, aber auch verschiedene Malzpasten und die unterschiedlichsten Futtersorten. Zwar linderte das Katzengras kurzfristig ein wenig den Heißhunger auf die Streu, er tat sich jedoch weiterhin daran gütlich, ließ sich nur etwas leichter von seinem „neuen Fressplatz" weglocken.
Weil sie sich alleine nicht mehr zu helfen wusste, begab sich Sams Frauchen mit ihrem Kater zum Tierarzt. Dieser konnte bei der klinischen Untersuchung keine organische Ursache feststellen und verordnete dem Kater ein den Magen beruhigendes Mittel. Leider zeigte diese Maßnahme ebenfalls nur kurzfristig Erfolg. Man kann sich die unglückliche Lage der Halterin mehrerer Katzen gut vorstellen. Wenn sie morgens zur Arbeit fahren muss, die Katzen eine Toilette brauchen und gleichzeitig die Angst herrscht, seine Katze abends mit einem Darmverschluss anzutreffen!
Doch glücklicherweise löste sich das Rätsel dann doch recht schnell auf. Eines Abends erbrach sich Sam mehrere Male. Im Erbrochenen waren kleine weiße Gebilde zu erkennen, die vom Tierarzt als Bandwurmteile identifiziert wurden. Obwohl Sam regelmäßig entwurmt wurde war er stark mit Bandwürmern befallen! Bereits nach der ersten
Wurmbehandlung hörte er mit seiner neuen Gewohnheit, dem Katzenstreufressen, so urplötzlich auf, wie er damit angefangen hatte und die kleine Katzenwelt war wieder in Ordnung.


Ein universelles Alarmzeichen

Weniger glücklich verlief die Geschichte bei Daisy. Die siebenjährige Findlingskatze stürzte sich ebenfalls von einem Tag auf den anderen begierig auf ihre Toilettenstreu. Der Tierarzt ertastete bei ihr eine Umfangsvermehrung im Bauch und entschloss sich zu einer Operation. Leider musste er einen Tumor der Darmwand feststellen, der nicht entfernt werden konnte und zudem bereits mehrere Tochtergeschwulste im Bauch gebildet hatte.
Auch Leonnie entwickelte einen Heißhunger auf Katzensand. Bei dieser Katze wurde zwar kein Tumor gefunden, aber Leonnie litt unter einer ausgeprägten Nierenschwäche. Ob es nun die begleitende Magenschleimhautentzündung war, die Leonnie dazu veranlasste diesen Heißhunger zu entwickeln oder ob es an der leichten Anämie (Blutarmut) lag, die als Folgeerkrankung der Nierenerkrankung auftrat, lässt sich nicht sicher sagen.
Denn sowohl bei Verdauungsstörungen des Darmes (Maldigestion) oder des Magens (Gastritis) als auch bei Blutarmut, hervorgerufen zum Beispiel durch eine Infektion mit dem Felinen Leukämievirus (FeLV) oder durch Blutparasiten wurde die Aufnahme von Katzenstreu beobachtet. Daneben stehen eine Vielzahl weiterer, zum Teil sehr unterschiedlicher Erkrankungen in Verdacht, bei Katzen zuweilen den Appetit auf Katzenstreu zu wecken. Hierzu gehören Mangelerkrankungen, so zum Beispiel an Thiamin oder Rohfaser, aber auch Hormonstörungen, wie der Diabetes (Zuckerkrankheit) und Schilddrüsenerkrankungen. Auch Tumore, vor allem des Verdauungstraktes sowie Erkrankungen des Zentralen Nervensystems und parasitäre Erkrankungen konnten schon als Auslöser für das Fressen der Einstreu bei Katzen ausfindig gemacht werden.

 

Was haben Katzensand und Blutarmut miteinender zu tun?
Eine Verminderung der roten Blutkörperchen wird als Blutarmut oder Anämie bezeichnet. Sie kann durch einen gestörten Erythrozytenauf oder -abbau entstehen oder weil das Tier Blut verliert. Bei einem starken Wurmbefall beispielsweise können einer Katze bis zu 100 Milliliter Blut täglich entzogen werden. Die Erythrozentenbildung im Knochenmark kann durch Infekte, Gifte oder Medikamente gehemmt werden. Bei Nierenproblemen ist die Niere in ihrer Funktion, Erythropoetin, ein blutbildendes Hormon, zu produzieren eingeschränkt. Auch dies kann zu einer Anämie führen. Aber auch das Fehlen von Vitamin B 12, Folsäure und vor allem Eisen kann eine Blutarmut verursachen. Auf der anderen Seite kann der Abbau der roten Blutkörperchen gesteigert sein. Bei der Katze spielen hier vor allem Blutparasiten und Störungen des Immunsystems eine Rolle.
Tom, ein acht Monate junger Kater, fraß seit 2 Tagen nicht mehr und schlief die ganze Zeit. Das für diesen Youngster untypische Verhalten besorgte die liebenden Katzenhalter und sie brachten Tom in eine Klinik. Dort fiel den Ärzten gleich auf, dass Tom sehr blass war, einen pochenden Puls und ein Herzgeräusch hatte. Eine Blutuntersuchung erbrachte den Beweis für die bisherige Vermutung der Ärzte: Tom litt an einer Immunhämolytischen Anämie.
Bei dieser Erkrankung werden Antikörper gegen die eigenen roten Blutkörperchen gebildet. Manchmal ist eine Leukose die Ursache, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch keine Ursache für diese Störung des Immunsystems gefunden werden.
Tom wurde stationär in der Klinik aufgenommen. Er bekam eine Bluttransfusion und Medikamente für das Immunsystem. Nach kurzer Zeit ging es ihm wieder besser und er konnte nach Hause entlassen werden. Leider muss Tom nun dauerhaft Medikamente nehmen. Dafür hat er jedoch nie wieder Katzenstreu zu sich genommen.

 

Streit der Gelehrten
Bei einem ähnlichen Fall wie Toms wurde ebenfalls eine Blutarmut festgestellt. Melina, eine dreijährige Wohnungskatze, wurde mit Schwäche, Teilnahmslosigkeit und mangelndem Appetit und dem Hinweis, dass sie plötzlich Katzensand fressen würde, vorgestellt.
Diese Katze bekam gleichfalls eine Bluttransfusion. Sie litt zwar nicht an einer immunhämolytischen Anämie, es fehlte ihr jedoch Eisen im Blut. Hinzu kam eine Verstopfung, da sich der Sand im Darm angeschoppt hatte. Nach drei Tagen Infusionsbehandlung und abführender Therapie hatte sie sich soweit erholt, dass sie wieder nach Hause konnte. Die Besitzer wurden angehalten, anderen Sand zu verwenden. Dies geschah aus dem einfachen Grunde, weil die Klinikärzte vermuteten, dass der Katzensand, in diesem Falle handelte es sich um Bentonit, den Eisenmangel überhaupt erst hervorgerufen habe. Aus der Humanmedizin sind Fälle bekannt, bei denen Menschen, die - vorwiegend aus psychischen Gründen(z.B. Demenz oder Autismus) - Katzensand aus Bentonit zu sich genommen haben, blutarm wurden. Bentonit ist ein tonhaltiges Gestein aus vulkanischer Asche. Montmorillonit ist das die Eigenschaften maßgeblich bestimmende darin enthaltene Tonmineral, ein sehr stark quellfähiges Mehrschichtsilikat.
Nach zwei Monaten wurde Melina mit den gleichen Symptomen wie zuvor in die Klinik eingeliefert. Da sie stark verstopft und sehr blutarm war, wünschten die Besitzer leider keine weitere Therapie und Melina wurde eingeschläfert. Nun schlussfolgerten die Klinikärzte, dass es das Bentonit im Katzensand war, das zur Anämie geführt habe.
Daraufhin wurden sogar von Wissenschaftlern Versuche unternommen, ob Bentonit nicht als Gegengift bei einer menschlichen Eisenvergiftung eingesetzt werden könne, da es Eisen im Darm bindet. Andere Spezialisten vertreten jedoch vehement die Auffassung, dass Katzen ihre Eistreu fressen, WEIL sie an Blutarmut leiden und nicht das Streufressen an sich zu einer Anämie führt. Die Parallelen zum Menschen waren vor allem mutmaßlich gezogen, aber nicht ausreichend durch Daten gesichert. Vieles spricht dafür, dass Katzen aufgrund einer Anämie Katzenstreu fressen, und nicht - umgekehrt - eine Anämie erst durch das Streufressen entsteht.


Wenn Katzen sich selber behandeln
Wie gefährlich ist nun aber die Katzenstreu, so sie zweckentfremdet und gefressen wird? Verstopfungen durch Katzenstreu sind trotz allem bisher Gesagten zwar möglich, scheinen jedoch nicht all zu häufig vorzukommen. Es gibt große chirurgische Kliniken, denen nicht ein einziger Fall einer schweren Verstopfung durch Katzenstreu bekannt ist. Auf einer amerikanischen Internetseite wird behauptet, die Warnungen vor der Gefährlichkeit von Katzenstreu gründe sich auf eine einzige Züchterin, die unglücklicherweise mehrere Katzen durch das Fressen von Katzenstreu verloren habe. Tatsächlich spielen Darmprobleme, die durch das Fressen von Streu verursacht werden, keine all zu große Rolle in der tierärztlichen Praxis. Allerdings wird das Fressen von Katzensand oft im Zusammenhang mit Erkrankungen, die mit Eingeweideschmerzen einhergehen, beobachtet. Hierzu gehören Tumore, teilweise Darmverschlüsse (Stenosen) oder auch Verstopfungen des Darmes, aber auch der Harnröhre. Es kann als verzweifelte Reaktion der Katzen angesehen werden, den Schmerz los zu werden, der sie quält. Vielleicht fressen sie den Sand, da sie instinktiv versuchen, etwas aus dem Darm „loszuwerden", was die Lage jedoch nur verschlimmert.
Mohrli war seit Tagen nicht mehr auf der Toilette gewesen, um ihr Geschäft zu verrichten. Mittlerweile hatte sie auch keinen Hunger mehr und sie bewegte sich kaum. Die alte Main Coon Dame wurde in die Tierarztpraxis gebracht und als die Tierärztin Bauchschmerzen feststellte kam Mohrli gleich auf den Röntgentisch. Dick- und Dünndarm waren deutlich verstopft, aber es war nicht nur normaler Darminhalt, sondern eine undefinierbare Masse zu sehen. Also musste Mohrli ein Röntgenkontrasmittel schlucken und der Verlauf dieses Mittels konnte auf den nach und nach angefertigten Röntgenbildern dargestellt werden. Zwar war danach immer noch nicht klar, was sich im Darm befand, aber man konnte auch erkennen, dass es keine Darmeinziehungen oder wandständige Tumore gab. Also musste Mohrli einen Einlauf erdulden, bekam abführende Mittel eingegeben und es wurden ihr krampflösende, den Darm entspannende Arzneien gespritzt.
Als die Bemühungen Erfolg zeigten, wurde offensichtlich, dass Mohrli, ohne dass es bemerkt wurde, Katzensand gefressen hatte. Vermutlich tat sie es in dem Bestreben, auf diese Art und Weise ihre Verstopfung zu kurieren. Aufgrund ihres enormen Wasserbindungsvermögens klumpte die Streu noch zusätzlich im Darm und verschärfte das bereits bestehende Verstopfungsproblem.

 

Eine tödliche Gefahr?
Neben dem Schaden, den vor allem Klumpstreu bei unmäßiger Aufnahme im Darm einer Katze zweifelsohne anrichten kann, gibt es vor allem aus Amerika Veröffentlichungen, die vor einer chronische Aufnahme des Katzensandes beim Putzakt warnen.
Es wird davon gesprochen, dass Klumpstreu eine der größten Gefahren für Katzen darstellt und für eine Vielzahl der unterschiedlichsten Erkrankungen verantwortlich wäre. Demnach löse Klumpstreu Durchfall, Erbrechen, chronische Darmerkrankungen, Anämie und Lethargie aus, führe zu einer Schwächung des Immunsystems und verursache Lungenerkrankungen. Nicht selten blieben diese Folgen des dauerhaften Kontakts mit Klumpstreu unerkannt, sie könnten jedoch für viele Todesfälle verantwortlich gemacht werden. Als Argument wird angeführt, dass all diese Erkrankungen in den letzten Jahren, in denen ja auch mehr und mehr Klumpstreu zum Einsatz käme, zugenommen hätten.
Leider existieren meines Wissens keine wissenschaftlichen Untersuchungen und gesicherten Daten zu diesen Behauptungen. Allein die Tatsache jedoch, dass Katzen - trotz Klumpstreu - immer älter werden und alleine durch die längere Lebenserwartung schon an mehreren Erkrankungen leiden können sowie die Rolle von Futter und Umwelt bei der Krankheitsentstehung bei Katzen lassen derart drastische Aussagen jedoch recht zweifelhaft erscheinen. Auch wenn in der Tiermedizin Zusammenhänge zwischen all den genannten Erkrankungen und dem Kontakt zu Katzensand bislang nicht bekannt sind und der Autorin eher unwahrscheinlich erscheinen, können sie jedoch nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. Wer also Befürchtungen hegt, der kann sich, gemeinsame mit seiner Katze, aus dem breit gefächerten Angebot nicht klumpender, pflanzlicher Streu umschauen.
Wenn auch die reelle Gefahr für Katzen, durch das Fressen von Einstreu zu erkranken zwar generell vorhanden, aber statistisch nicht all zu groß ist, so sollte eine Katze, die plötzlich damit anfängt jedoch zum einen davon abgehalten werden und zum anderen baldmöglichst einer Tierarztpraxis vorgestellt werden, da fast immer mehr oder weniger ernsthafte Erkrankungen oder Beschwerden hinter diesem Verhalten stecken.


Wenn Ihre Katze plötzlich damit anfängt
Was also ist zu tun, wenn Sie Ihre Katze eines Tages beim Katzensand fressen beobachten? Am Besten vereinbaren sie ohne lange zu zögern einen Termin in Ihrer Tierarztpraxis und nehmen auch gleich eine Kotprobe von der Katze mit. Wenn die Tierärztin bei der klinischen Untersuchung Ihrer Katze keine Besonderheiten feststellt, kann sie die Kotprobe auf Wurmeier untersuchen. Fällt auch dies negativ aus, dann sind ein Blutbild, die Bestimmung der wichtigsten Nieren- und Leberenzyme und eine Untersuchung auf das Feline Katzenleukämievirus (FeLV) sowie auf Katzenaids (FIV) und Blutparasiten sinnvoll.
Wenn die Blutuntersuchungen alle ohne besonderen Befund ausfallen, können bildgebende Verfahren in Betracht gezogen werden. Mit Röntgen- und / oder Ultraschalluntersuchungen wird die Katze auf Veränderungen ihrer Organe untersucht. Eine Magen-Darmspiegelung (Endoskopie), die leider in Narkose durchgeführt werden muss, kann Hinweise auf Veränderungen des Verdauungsapparates liefern. Sollten auch hierbei keine Befunde erhoben werden können, dann ist zu überlegen, ob die neurologische Untersuchung durch einen Spezialisten sinnvoll sein kann. Nur selten werden all diese umfangreichen Analysen und Verfahren eingesetzt werden müssen, denn meistens kann die Ursache für das plötzliche Fressen von Katzenstreu bereits mit wenigen Diagnoseschritten herausgefunden werden. Auf keinen Falle ist es jedoch ratsam, erst einmal abzuwarten und zu hoffen, dass sich diese „Unart" von selber wieder legt.