Tierarzt München - Tierarztpraxis Dr. Claudia Möller

Kleintierpraxis
Dr. med. vet. Claudia Möller

Sommerzeit - Zeckenzeit / Info für Haustierbesitzer

Dermacentor, die Auzecke
Rhipicephalus, die Braune Hundezecke

 

Ab etwa 10 Grad Celsius ist Zeckenzeit. Im Gebüsch versteckt wartet die Zecke auf Ihr Opfer, setzt sich darauf fest und saugt Blut. Bei dieser Blutmahlzeit kann die Zecke eine Vielzahl verschiedener Krankheitserreger übertragen. In den letzten Jahren wurden sogar im Winter bisweilen Zecken gesichtet.

 

Die Übertragung vieler Erreger beginnt erst einige Stunden nach dem Biss. Es lohnt daher, Zecken immer so früh als möglich von Hund und Katze abzusammeln.

 

Nicht die Zecke an sich, nein die etwa 200 Keime, zumeist Eitererreger, die sie übertragen kann, können zu Entzündungen der Bissstelle, manchmal sogar zu Unwohlsein und Fieber führen.

 

Zecken schonend entfernen

Beratung bei Zeckenbissen beim Haustier - Kleintierpraxis Dr. Möller in München RamersdorfWenn eine Zecke unsanft entfernt wird, "spuckt" sie in ihrem Todeskampf vermehrt Krankheitskeime in die Wunde. Wird sie sanft, sozusagen ohne es zu merken, aus der Haut gedreht, so ist die Wunde vor weiterer Infektion geschützt.

Mit einem Zeckenhaken geht dies besser als mit den herkömmlichen Zeckenzangen. Da Zecke nicht gleich Zecke ist - es gibt große, dicke weibliche Zecken, kleine Männchen, Nymphen und Larven - empfiehlt sich ein Zeckenhaken. Mit diesem können Zecken jeder Größe sanft und leicht entfernt werden. Anschließend sollte die Bissstelle desinfiziert werden.

 

Die Krankheiten

Neben vorübergehenden, allgemeinen Befindlichkeitsstörungen können Zeckenbisse auch spezielle Krankheiten verursachen. Der bei uns verbreitete Braune Holzbock beispielsweise kann eine Borrelioseinfektion verursachen.

 

Gegen diese Infektion, die sich oft erst Monate nach dem Zeckenbiss durch unklare Lahmheiten oder Fieberschübe bemerkbar macht, gibt es einen Impfstoff.

Allerdings sind die Nebenwirkungen des Impfstoffes häufig gravierender als eine Infektion. Hunde erkranken seltener an Borreliose als Menschen, wenn sie infiziert werden. Daher lehnen viele führende Mikrobiologen diese Impfung ab.

Katzen können sich zwar auch mit Borrelien infizieren, werden dadurch aber nicht krank.Die Borreliose kann mit Antibiotika behandelt werden, ihre eindeutige Diagnose ist aber recht schwierig zu stellen.

 

Die Frühsommermeningoencephalitis (FSME) kann ebenfalls von dem braunen Holzbock übertragen werden. Der Hund scheint jedoch nicht sehr empfindlich zu sein. Von Krankheitsfällen wird nur sehr selten berichtet. Bei der Katze scheint die FSME unbedeutend zu sein.

 

Die Auzecke, ein weiterer Vertreter der großen Zeckenfamilie, ist bei uns seltener. Sie kommt vor allem in feuchten Gebieten vor, regional gehäuft auch in Süddeutschland. Sie kann mit ihrem Biss Babesien, das sind Blutparasiten übertragen, die langwierig behandelt werden müssen. Schwäche, Fieber und eine Gelbsucht können die Folge sein.

Die Braune Hundezecke überträgt ebenfalls Babesien, kann dabei aber zusätzlich weitere Blutparasiten beherbergen und auf den Hund übertragen.

 

Als Ehrlichiose und Hepatozoonose kommen diese Erkrankungen nicht selten als Mischinfektion in ein und demselben Hund vor. Vor geraumer Weile gab es die Braune Hundezecke samt ihrer Blutparasiten vor allem in den Mittelmeerländern (s. auch Reisekrankheiten ), in letzter Zeit kommt sie jedoch in Deutschland ebenfalls vor, da sie zum einen aus dem Ausland mitgebracht wurde und zum anderen bei uns überwintern kann.

 

Wie also schützen?

Am sinnvollsten ist es, den Hund in der Zeckensaison durch die monatliche Gabe eines Präparates vor Zecken generell zu schützen.

 

Keine Zecke - keine durch Zecken übertragenen Krankheiten! Bewährt haben sich sogenannte Spot on Präparate. Das sind Ampullen, deren Inhalt dem Hund oder der Katze einfach auf die Haut geträufelt wird. Aber Vorsicht, nicht einfach ein Präparat für den Hund für die Katze verwenden. Es gibt da große Verträglichkeitsunterschiede! Der Wirkstoff verteilt sich mit der Fellbewegung über die Haut, gelangt in die Talgdrüsen und wird von da aus kontinuierlich im Laufe eines Monats abgegeben. Dann ist eine erneute Behandlung notwendig.

Bestimmte Halsbänder wirken bis zu sechs Monaten. Der Wirkstoff ist verkapselt und kann einem Erwachsenen kaum schädlich sein. In Haushalten mit Kleinkindern und Katzen ist von diesen Bändern abzuraten, da Kinder sie in den Mund nehmen könnten oder kuschelnde Katzen den Wirkstoff nicht vertragen.

Lassen Sie sich beraten, welches Präparat in Ihrem Falle das Beste ist. Je nach Fellbeschaffenheit, Ansprüchen u.v.m. gibt es immer verschiedene Möglichkeiten und entscheidend ist nicht, ob Sie ein Spot on oder ein Halsband verwenden, sondern welchen Wirkstoff es enthält.

Über die aktuell modernen Bernsteinhalsbänder und ihre Wirksamkeit kann ich nichts sagen, da nicht jeder Hund bei Zecken gleichermaßen beliebt ist und Studien fehlen.

 

 

Wussten Sie eigentlich...?

  • ...dass Zecken Hungerkünstler sind, das heißt, sie können zwei Jahre ohne Nahrung auskommen;

  • ...dass Zecken keine Augen haben. Zecken nehmen uns durch das sogenannte Hallersche Organ an unseren Ausdünstungen wahr und lassen sich dann auf ihren Wirt fallen;

  • ...dass nur weibliche Zecken Blut saugen. Die Männchen sind lediglich zur Brautschau auf dem Wirt;

  • ...dass das Holzbockweibchen nach der Blutmahlzeit etwa 3000 Eier legt und stirbt;

  • ... dass der Speichel der Zecke Wirkstoffe enthält die betäuben, die Gerinnung und sogar Entzündungen hemmen;